Beendet man ein Arbeitsverhältnis, ist es oftmals gängig, ein Arbeitszeugnis zu erhalten. Meistens bestehen diese Zeugnisse aus einer Anreihung von standardisierten Floskeln, die weitestgehend positiv formuliert sind. Für zukünftige Arbeitgeber entstehen aus diesem Grund zahlreiche Schwierigkeiten, den Arbeitnehmer korrekt einschätzen zu können. Aufgrund dessen stellt sich vielen die Frage, ob das traditionelle Arbeitszeugnis überhaupt noch aussagekräftig ist.
Das Arbeitszeugnis als kryptischer Text
Wer sich mit den unterschiedlichen Formulierungen des Arbeitszeugnisses nicht auskennt, kann schnell verwirrt sein. Die durchweg überschwänglich positiv formulierten Sätze können schnell irreführend wirken. Daraus erschließt sich eine Problematik für alle Arbeitgeber, die sich mit den diversen Formulierungen auseinandersetzen müssen, um überhaupt einen Überblick über die Leistungen erhalten zu können. Außerdem bedarf es für den Schreiber des Zeugnisses eine ausreichende Kenntnis über den Arbeitnehmer, um eine zutreffende Aussage treffen zu können.
Das Problem mit der individuellen Bewertung
Vor allem bei größeren Unternehmen herrscht eine gewisse Anonymität der Mitarbeiter, weswegen es fast schon unmöglich für den Arbeitgeber ist, individuell angefertigte Zeugnisse herzustellen. Außerdem fehlt die Zeit, um eine ganzheitliche Bewertung vornehmen zu können. Für den Arbeitnehmer bedeutet das, dass er weder ein Zeugnis mit persönlichem Bezug noch eine Bewertung für seine spezifischen Leistungen erhält. Zukünftige Arbeitgeber können sich also dementsprechend kein allumfassendes Bild machen.
Falsche Positivität in Leistungsaussagen
Aufgrund der mangelnden individuellen Beurteilung werden auch negative Leistungen meist nicht berücksichtigt. Das liegt vor allem daran, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter nicht vorsätzlich schlecht bewerten möchten und auch nicht dürfen. Denn gesetzlich ist das Wohlwollen gegenüber dem Arbeitnehmer vorherrschend. Das Arbeitszeugnis bewerten kann also eine große Herausforderung darstellen, die einige Unternehmen durch generierte und standardisierte Zeugnisse umgehen.
Die Wichtigkeit des Arbeitszeugnisses für zukünftige Arbeitgeber
Studien zufolge verlieren Arbeitszeugnisse immer mehr an Relevanz für die Einstellungsentscheidung. Denn die tatsächliche Echtheit der Leistungsbewertung ist aufgrund der oben genannten Punkte nicht vollends ersichtlich. Viele Unternehmen verschaffen sich aus diesem Grund anhand des Zeugnisses lediglich einen Überblick über die Tätigkeiten des Arbeitnehmers.
Eine Alternative für die Leistungsbewertung
Wenn also Zeugnisse mit der Zeit an Wichtigkeit verlieren, ist es notwendig, eine Alternative für Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu schaffen. Für den Arbeitnehmer dient die Leistungsbewertung ein Stück weit auch als Reflexionsmöglichkeit, andernfalls bleibt ihm die Möglichkeit zur Verbesserung in schwächeren Bereichen verwehrt. Für den Arbeitgeber ist es allerdings auch wichtig, nachvollziehen zu können, in welchen Bereichen der Arbeitnehmer besonders stark oder auch besonders schwach ist.
Vor allem die sozialen Kernkompetenzen sind für einige Unternehmen essenziell, da sie vermehrt auf ein positives Betriebsklima wert legen. Alternativ können sie Empfehlungsschreiben dazu verwenden, eine aussagekräftige Bewertung vorzunehmen. Damit wäre nicht nur Individualität geschaffen, sondern auch die Echtheit an positiven Leistungserbringungen gegeben. Unternehmen wüssten somit genau, wen sie sich ins Haus holen und die Arbeitnehmer hätten eine Reflexionsgrundlage, auf die sie aufbauen könnten.
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